Prozentrechnung erklärt: Warum sich Aktienverluste nicht so leicht ausgleichen lassen

Aktienverluste gehören zu den unangenehmen Erfahrungen, die jeder Anleger früher oder später durchmacht. Doch ein weit verbreiteter Denkfehler kann diese Verluste noch schmerzhafter machen. Viele glauben, dass eine Aktie, die um einen bestimmten Prozentsatz gefallen ist, einfach denselben Prozentsatz wiedergewinnen muss, um den ursprünglichen Kurs zu erreichen. Doch diese Annahme führt oft zu einer gefährlichen Unterschätzung der notwendigen Kursgewinne.

Der Trugschluss der Prozentrechnung

Das Problem liegt in den unterschiedlichen Basiswerten bei der Berechnung von Verlusten und Gewinnen. Wenn eine Aktie beispielsweise von 100 Euro auf 80 Euro fällt, entspricht das einem Verlust von 20 Prozent. Es mag intuitiv erscheinen, dass ein anschließender Anstieg von 20 Prozent den ursprünglichen Kurs wiederherstellen könnte. Doch genau hier liegt der Denkfehler: 20 Prozent von 80 Euro sind lediglich 16 Euro, was bedeutet, dass die Aktie nur auf 96 Euro steigt. Um die ursprünglichen 100 Euro zu erreichen, ist ein Anstieg von 25 Prozent erforderlich.

Der Teufelskreis steigender Verluste

Je größer der Verlust, desto drastischer wird die nötige Erholung. Wenn eine Aktie beispielsweise 30 Prozent ihres Werts verloren hat, muss sie um 42 Prozent steigen, um wieder den Ausgangswert zu erreichen. Bei einem Verlust von 50 Prozent muss sich der Kurs sogar verdoppeln. Dies verdeutlicht, wie schwer es für eine Aktie ist, sich von großen Verlusten zu erholen. Anleger, die sich dieser Tatsache nicht bewusst sind, laufen Gefahr, ihre Verluste weiter zu vergrößern, indem sie zu lange an hoffnungslos erscheinenden Positionen festhalten.

Hier ist eine Tabelle, die verdeutlicht, wie viel Prozent eine Aktie nach einem Verlust wieder gutmachen muss, um den ursprünglichen Wert zu erreichen:

Verlust in %Kurs nach VerlustNotwendiger Gewinn in %Kurs nach Gewinn
10%90%11,1%100%
20%80%25,0%100%
30%70%42,9%100%
40%60%66,7%100%
50%50%100%100%
60%40%150%100%
70%30%233,3%100%
80%20%400%100%
90%10%900%100%
Diese Tabelle zeigt, dass je größer der Verlust, desto größer muss der prozentuale Gewinn sein, um den ursprünglichen Kurs wieder zu erreichen. Ein einfacher Gewinn in Höhe des Verlustes reicht oft nicht aus, was viele Anleger überrascht.

Verlustbegrenzung als Schutzstrategie

Um dem Risiko dieser tückischen Dynamik zu entgehen, ist es unerlässlich, von Anfang an eine klare Strategie zur Verlustbegrenzung zu haben. Eine gängige Methode ist die Nutzung von Stoppkursen. Dabei wird bereits beim Kauf ein maximaler Verlust festgelegt, den man bereit ist zu akzeptieren. Wird dieser Wert unterschritten, erfolgt der Verkauf automatisch. Diese Strategie hilft, potenzielle Verluste zu minimieren und verhindert, dass eine Aktie unkontrolliert weiter fällt.

Zusammengefasst zeigt sich, dass das Verständnis der mathematischen Grundlagen hinter Aktienverlusten und -gewinnen entscheidend für den langfristigen Erfolg an der Börse ist. Ein sorgfältiger Umgang mit Verlusten und eine disziplinierte Anwendung von Schutzstrategien können Anleger vor schmerzhaften Überraschungen bewahren.